„Alle Beteiligten haben sich große Mühe gegeben“

Iris Koppmann, SPD: "Das Wohnen am Brüsseler Platz muss möglich bleiben."

Was wird 2012 aus dem Brüsseler Platz? Im ersten Interview der Reihe äußert sich Iris Koppmann, stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Köln-Mitte und sachkundige Einwohnerin im Ausschuss für allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen. Dort hat sie sich intensiv mit der Problematik am Brüsseler Platz auseinandergesetzt und den Prozess der letzten Jahre begleitet. Ihr Ziel: Eine Mischlösung, die das Wohnen am Brüsseler Platz weiterhin möglich macht. Eine attraktive Stadt sei in jedermanns Interesse, sagt sie im Interview. Dies dürfe aber nicht zu einer menschenleeren Innenstadt führen, wenn zuviel Party die Anwohner vertreibe.

Zum Wohnen: Der Platz an einem Sommermorgen

Dies zu erreichen, erfordert nach Koppmanns Ansicht voraussichtlich weiterhin Ordnungsmaßnahmen. „Der Brüsseler Platz war immer hauptsächlich Wohngebiet. Dass Wohnen dort möglich bleiben muss, ist nicht nur Ansicht der Stadtverwaltung, sondern auch die der SPD. Was sich an manchen Sommerabenden dort abspielt, ist Tourismus und hat mit einem wohnverträglichen Umfeld nichts mehr zu tun.“ Anders sei dies in Vierteln, die schon lange als überregional bekannte Partymeile frequentiert werden: „Die Altstadt beispielsweise ist als Vergnügungsviertel eingebürgert. Wenn dort jemand hinzieht, ist er sich im Klaren, dass er dort keine Nachtruhe wie im Wohnviertel erwarten kann.“ Kein Verständnis bringt Iris Koppmann deshalb für Anwohner auf, die für ihren Ruhestand eine Eigentumswohnung in Toplage im Martinsviertel erwerben und dann bei der Stadt über den Lärmpegel aus den Kneipen klagen. Auch im Rheinauhafen müsse man bei aller Gediegenheit der Wohnlage nun mal mit Schiffsverkehr zurechtkommen.

Zum Ausgehen: An Sommerabenden bauen am Brüsseler Platz die Gastronomen mobile Satelliten auf.

Die zunehmende Bevölkerung der Neustadtplätze allerdings trage den Partylärm immer weiter in alte innerstädtische Wohngebiete. „Ich weiß, wie schön es am Brüsseler Platz ist“, sagt Koppmann, „ich habe da schließlich jahrelang gearbeitet. Und dieselbe Tendenz sehen wir gerade an der Agneskirche: im Sommer versammeln sich dort ebenfalls Leute, kaufen ihr Bier am Kiosk und trinken es auf dem Platz.“ Das urbane Freizeitverhalten ändere sich und der Sommer in der Stadt sei auch für Touristen mit besonderem Flair verbunden; nicht umsonst stehe der Brüsseler Platz mittlerweile in fast jedem Reiseführer. „Das wollen wir auch gar nicht unterbinden, die erweiterte Außengastronomie hatte beispielsweise viele erfreuliche Effekte. Aber es kann auch nicht sein, dass das Wohnen am Brüsseler Platz krank macht. Deshalb muss einfach ab einer bestimmten Uhrzeit Schluss sein.“

Solche Theken werden bis Mitternacht wieder abgebaut.

Damit bezieht sie sich in erster Linie auf die Öffnungszeiten der Kioske: „Die in den Griff zu kriegen, ist eine der wichtigsten Aufgaben in diesem Jahr. Auf dem Platz selbst haben wir durchsetzen können, dass der Kiosk um Mitternacht schließt. Bei anderen, nur 50 Meter entfernten Büdchen hat uns das Verwaltungsgericht die gleiche Maßnahme untersagt. Der Biernachschub ist aber der Hauptgrund für den anhaltenden Trubel.“ Auch die Räumung des Platzes auf sanfte Art sei ein Erfolg gewesen. Dagegen habe das Kulturangebot am Aachener Weiher den Platz nicht ruhiger gemacht. „Das war in dieser Hinsicht ein Schuss in den Ofen“, gibt Iris Koppmann offen zu. „Aber wir haben es halt ausprobiert.“

Positiv sieht sie das erstmalig durchgeführte Mediationsverfahren: „Solche Verfahren muss es heutzutage einfach geben. Der Kosten-Nutzen-Effekt war zwar nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Vielleicht ist auch die Vergabe zu eilig erfolgt. Aber Herr Wieners hat das insgesamt gut gemacht.“ Pauschale Kritik von Seiten einiger Anwohner und politischer Vertreter findet sie nicht konstruktiv: „Es ist ein Lob wert, dass sich alle Beteiligten große Mühe gegeben haben. Das zeigt, wie Kommunal- und Ordnungspolitik auch funktionieren kann, nämlich indem man alle Interessengruppen zusammen bringt und Lösungen einfach mal ausprobiert. Alleine der friedliche Ablauf, selbst bei der Räumung letzten September: das wäre alles deutlich konfliktöser verlaufen, wenn die Stadt statt dessen auf Zwangsmaßnahmen gesetzt hätte.“

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