Der globale Regionalverlag

Die berühmte Leuchtschrift am Eingang. (c) Emons Verlag

Im Belgischen Viertel sitzt seit über 25 Jahren ein Verlag, der das Regionale zu seinem Markenzeichen gemacht hat: Emons in der Lütticher Straße brachte in seinem Gründungsjahr 1984 die ersten beiden Köln-Krimis auf den Markt. Heute ist daraus ein stattliches Programm entstanden, dessen 120 Titel pro Jahr Regionen von der Ostsee bis zu den Kanaren, von Paris bis Berlin abdecken. Und dies beileibe nicht nur mit Krimis, wie die ungeheuer erfolgreiche Reiseführerreihe „111 Orte“ zeigt. Mit dieser hat sich der bis heute von Hejo Emons persönlich geleitete Betrieb in Rekordgeschwindigkeit in den entsprechenden Hitlisten etabliert. Ein Kurzbesuch bei einem kleinen, feinen Marktführer.

Hier kann man in Ruhe arbeiten: die Lütticher Straße

Der Ausdruck „Hidden Leader“ passt auf den Verlag im Wortsinn: ziemlich versteckt sitzen im Erdgeschoss eines stuckverzierten Miethauses ein gutes Dutzend Mitarbeiter zwischen Aktenregalen und allerhand Papier. Britta Schmitz, verantwortlich für die Pressearbeit, bittet an einen kleinen Ecktisch. Seit den Anfängen habe sich Emons einen klaren Regionalbezug gegeben, erklärt sie. Mit dem Erfolg habe man dann den inhaltlichen Fokus schrittweise von Köln auf benachbarte Regionen ausgedehnt und seit einiger Zeit auch außerdeutsche Gegenden im Programm. „Neuzugänge 2012 sind Zürich und das Berner Oberland. Gut kommen auch die Inselkrimis an, die etwa auf Mallorca oder Fuerteventura spielen.“ Neben Krimis sind Historienromane ein Schwerpunkt der Belletristiksparte.

Auch Frank Schätzing hat bei Emons angefangen. Dieses Hörbuch untermalt seine Kölner Gruselgeschichten mit Jazz.

Sachbücher sind das zweite Standbein des Verlags. Kennern sind noch die topographischen und historischen Atlanten von Köln in Erinnerung, die es mittlerweile auch für Leipzig oder Dresden gibt. Daneben sind unter anderem Bildbände, Dokumentationen und sogar eine Kinderbuchreihe im Angebot. Star der Sparte sind die Reiseführer. „111 Orte in Köln“ war der Anfang, „111 Orte in Berlin“ stand Monate lang auf Platz eins der Reiseliteratur-Bestseller. 30 Titel sind im Angebot, Tendenz stark steigend. „Alternative Reiseführer haben sich als ein Renner herausgestellt“, sagt Britta Schmitz. „Daher werden wir die Reihe ausbauen.“ Auch e-Books will Emons demnächst verstärkt anbieten.

Gründer und Verlagsleiter Hejo Emons pflegt den kurzen Draht. Hier kam er gerade während des Interviews vorbei und stellte sich freundlicherweise vor ein Aktenregal.

„Wir arbeiten mit Autoren zusammen, die wir selbst aufbauen und fördern“, erläutert Schmitz das Erfolgsrezept des Verlags, „uns ist die persönliche Beziehung sehr wichtig. Viele, die zu einem anderen Verlag wechseln, kommen nach einiger Zeit zu uns zurück, weil sie sich mit uns wohler fühlen.“ Inhaltlich ist man bei Emons durchaus offen für Neues: „Ungewöhnliche Ideen und Manuskripte werden bei uns in der großen Runde diskutiert. Manchmal entscheiden wir uns dann, es einfach einmal zu versuchen.“ Trotzdem empfiehlt sie angehenden Jungautoren, sich vorab über das Verlagsprogramm zu informieren. Auf den Tischen stapeln sich die Manuskripte, darunter viel Themenfremdes wie zum Beispiel Lyrik; das sei schade um die viele Mühe. Die besten Chancen auf Beachtung haben aussagekräftige Exposés zu regionaler Spannungsliteratur.

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