Radeln gegen den Strom: gefährlich und teuer

Bevorzugte Ecke für Kontrollen: Die Aachener Straße

Angesichts dramatisch gestiegener Unfallzahlen mit Beteiligung von Radfahrern wird die Polizei Köln ihre Kontrollen insbesondere an Radwegen deutlich ausweiten. Um fast 20 Prozent auf knapp 1.500 sind die Rad-Unfälle im Jahr 2011 angestiegen. Nach einem Bericht der Kölnischen Rundschau sei neben dem Univiertel und Ehrenfeld die Innenstadt ein besonderer Unfallschwerpunkt; problematisch seien laut Polizei das Überfahren von Rotlichtern, Trunkenheit am Lenker und ganz besonders das Benutzen des Radwegs in falscher Richtung. Auch unter Fans des Belgischen Viertels löste diese Aussage des Leiters der Verkehrspolizei, Helmut Simon, eine lebhafte Diskussion aus. Der neuralgische Punkt im Veedel ist sicherlich der Übergang zum Grüngürtel an Aachener und Richard-Wagner-Straße.

Bei Gegenverkehr weicht man auf den Bürgersteig aus...

Denn hier endet stadteinwärts der beidseitig befahrbare Radweg, ab den ersten Häusern bleibt den Radlern nichts anderes übrig als zu schieben oder scharf nach Norden in den Grüngürtel abzubiegen. Eine Überquerung der Straße ist an der Stelle nicht möglich. Wer nicht absteigt (und das tut tatsächlich niemand), hat gute Chancen einer regelmäßig an der Ecke Schmalbeinstraße postierten Polizeistreife in die Arme zu fahren. Aber auch im weiteren Verlauf bis zum Rudolfplatz, wo der Radweg schmal wird, kommen sich regelmäßig Radfahrer entgegen und weichen dabei nicht selten auf den Bürgersteig aus. Korrektes Benutzen des Radwegs ist in Richtung Innenstadt nur einen Block weiter auf der Richard-Wagner-Straße möglich – das kostet Zeit und Geduld.

...oder auf die Straße. Bei Unfällen verletzt sich der Radler häufig selbst am schwersten.

Ein Missstand, den auch die Grünen im vergangenen September zum Thema einer Anfrage in der Bezirksvertretung Innenstadt machten. Der Radverkehr solle in beide Richtungen freigegeben werden, forderten sie. Antwort der Stadtverwaltung: Dies sei nicht ohne bauliche Maßnahmen möglich, da die vorhandenen Breiten nicht für einen Zweirichtungsverkehr ausreichen. Ohne ein Versetzen der massiven Straßenbeleuchtungsmasten könnten auch die vorhandenen Stellplätze nicht genutzt werden. Man werde das Problem im Zuge späterer Umbauten untersuchen.

Noch enger ist es auf der Richard-Wagner-Straße stadtauswärts, wo auf dem handtuchbreiten Radweg vor dem Fitness-Studio an schönen Tagen immer wieder Radler Richtung Biergarten streben. Ein Ausweichen ist fast nicht möglich: links stehen auf dem Bürgersteig Fahrräder in dichter Staffelung, Fußgänger drängeln sich aneinander vorbei. Rechts kommen die Autos auf drei Spuren entgegen. Hier hat es schon gewagte und extrem gefährliche Manöver gegeben. Von der Nutzung des Straßenbahnstreifens in Gegenrichtung ganz zu schweigen.

Entspannt dagegen die Situation im Inneren des Veedels. Hier gibt es keine Radwege, aber die Verkehrsführung erlaubt auch kein schnelles Fahren. Daher teilen sich Autos, Radfahrer und Fußgänger den verkehrsberuhigten Raum weitgehend konfliktfrei.

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Eine Antwort auf Radeln gegen den Strom: gefährlich und teuer

  1. Na, dann scheint die Lösung doch klar – Ausdehnen des verkehrsberuhigten Raums über den „Todesstreifen“ von Aachener und Richard Wagner-Straße – weniger Autospuren, breitere oder mit der Fahrbahn verschmolzene Radwege (siehe Venloer), Fahrradstellplätze. Dann kann man sich die Kontrollen auch sparen. Auch helfen würde ein – mit der Neubebauung noch dringlicher gewordener, Ampelübergang über die Aachener am Biergarten…

    ein regelmäßiger Pendler…

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