„Wenn Sie mich dann brauchen, ich bin in dem Teehaus da drüben!“ – das könnten jetzt nicht nur Reiseleiter in Tunesien als Standardspruch abgeben, sondern auch Busfahrer, die sich ihrer Besatzung vor der Aufführung im Millowitsch-Theater empfehlen. Denn nur drei Häuser weiter lockt auf vielleicht 50 Quadratmetern ein maurisches Dorf mit gekalkten Wänden und hellblauen Fensterläden. Im Schaufenster: ein echter Kaffeehaustisch zum Davorkauern. Dahinter: ein kleines, feines Angebot tunesischer Küchenstandards. Das alles serviert von einer authentischen Familie mit gesundem Sinn für maghrebinische Hausmannskost.
Die Merguez, eine pikante kleine Grillwurst, ist immer wieder einmal im Viertel aufgetaucht, zuletzt hat sie Noa auf die Karte genommen. Der Sidi Bou Saïd gibt ihr eine Homebase: es gibt sie stilecht mit Fritten zusammen in ein Baguette gefüllt oder mit verschiedenen Beilagen. Auf der Tageskarte außerdem eine Vielzahl von gehaltvollen Eintöpfen. Kein Wunder, dass der winzige, schlauchförmige Imbiss immer voll ist. Für die benachbarten Gastwirte ist dies eine richtige Kantine geworden, die Tajine gibt es für sie schon einmal samt der teuren Keramik zum Mitnehmen, letztere geht natürlich nach Gebrauch zurück. Der Andrang hat auch die Betreiber etwas überrascht, an manchen Abenden kommen sie mit dem Kochen kaum nach.
Das kann auch an der liebevollen Ausstattung liegen: der ganze Raum ist mit ornamentierten Kacheln ausgekleidet, Putz und Dekor geben den Eindruck einer engen Altstadtgasse in … Sidi Bou Saïd, dem Touristendorf Nummer eins in Tunesien.