Das Festival Tanzkonkret ist eröffnet – und der Prolog findet in den Schaufenstern des Belgischen Viertels statt. Sechs Geschäfte präsentieren die Performance der Choreografin Carmen Casagrande von novaTanz. Der Auftakt fand im Schuhladen Trippen statt, es folgte am Dienstag die Modeboutique Blauer Montag; das weitere Programm umfasst so unterschiedliche Bühnen wie die Brillenwerkstatt Kurz und Weit oder das Schmuckgeschäft La Seda. Wie so häufig lief die Kooperation über Chic Belgique, dem Zusammenschluss der Modebetreiber im Belgischen Viertel. Tanzkonkret feiert am 16. September in der Orangerie Eröffnung – dort wird das Stück dann auch als Theaterpremiere auf der Bühne aufgeführt.
„Schaufenster“ nennt sich passenderweise die Produktion von Carmen Casagrande, die mit der etwa halbstündigen Choreografie der Frage nachgeht, wie Wünsche erlebbar und Gefühle sichtbar gemacht werden können. Die Intimität im öffentlichen Raum ist das Leitmotiv der Aufführung; und davon bekommt der Zuschauer einen tiefen Eindruck. Am Anfang der Performance bleiben die Tänzer regungslos, als wären sie Schaufensterpuppen. Mit einsetzender Musik erwachen die Mannequins, beginnen sich zu bewegen, schauen den Betrachter an, lächeln, fürchten sich, blicken verschüchtert, erschrecken sich, lachen exaltiert. Es folgt eine Serie aus verschiedenen Darbietungen, in denen die Schaufensterpuppen sich bewundern, streiten oder lustvoll übereinander herfallen, bevor sich der Kreis schließt, die Musik abebbt und die Bewegungen wieder einfrieren.
Während das Publikum begeistert klatschte, servierte Gastgeberin Nina Hempel vom Blauen Montag aufmerksam Sekt und Likör im einsetzenden Nieselregen. „Die Zusammenarbeit kam fast spontan zu Stande, über eine gemeinsame Bekannte“, erklärt sie, „das Schöne an der Aufführung ist, dass sie in jedem Ambiente anders wirkt“. Wer die ersten beiden Shows verpasst hat, kann dies noch bis Ende der Woche nachholen. Letzte Gelegenheit ist am Samstag im Magasin Populaire am Brüsseler Platz.