Wie groß ist das Belgische Viertel? Teil 3

Erstmals in einem Bild: Die Zonierung des Belgischen Viertels

Die bisherige Veedelforschung hat ergeben:

1. Die Stadt Köln definiert das Belgische Viertel sehr eng und lässt aus verwaltungstechnischen Gründen die Aachener Straße weg, bezieht aber ein Ring-Teilstück mit ein, das Anwohner nicht zum Viertel zählen (gelb bzw. rosa).

2. Die belgisch-niederländischen Bezeichnungen (rot) sind namensgebend. Mitgerechnet wird daher oft das südlichste Teilstück der Brüsseler Straße. Ausschließlich auf das Belgische ausgerichtet sind auch die Grüngürtelbebauung, die Venloer, Bismarck- und die Richard-Wagner-Straße (orange).

3. Nördlich und südlich dieses Bereichs existieren Übergangszonen. Der Parkausweis „BELG“ reicht bis jenseits der Gladbacher Straße im Norden, hier fühlen sich viele als Belgische. Auch bis zur Lindenstraße orientiert sich das Leben auf das Belgische hin, Veranstalter nennen dies oft den Südblock.

Ein eigener Kosmos: Die Gladbacher Straße.

Offiziell beginnt ab der Venloer Straße das so genannte Stadtgartenviertel, das sich mit der nördlichen BELG-Parkzone deckt. Hier sind allerdings kaum eigene Veedelsstrukturen zu erkennen, auch der Name „Stadtgartenviertel“ ist nicht geläufig. Die Venloer und die Bismarckstraße im Süden sind eng an das Belgische Viertel gekoppelt, ganz im Norden bildet die Gladbacher Straße ein eigenes kleines Infrastrukturgebiet mit viel Einzelhandel und Gastronomie im Verbund mit dem direkt angrenzenden Mediapark. Dazwischen findet sich fast nur Wohn- und Büroraum. Spannend wäre zu erfahren, ob dort eine Grenze des Zugehörigkeitsgefühls verläuft.

Reges Kneipenleben: Brauhaus Pütz im "Südblock"

Ganz anders die Situation im Süden. Von Leere ist hier nichts zu spüren: die Boutiquen-, Kneipen-, Restaurant-, Galerien- und Friseurdichte ist zwischen Aachener und Lindenstraße ebenso dicht wie im Herzen des Viertels. Bewohner der unteren Brüsseler Straße spotten über das „RATH“ auf ihren Parkausweisen und zählen sich ganz selbstverständlich zum Belgischen. Ganz offiziell sieht die Stadt die Gegend als Teil des „Musikantenviertels“. Das eigentliche Rathenauviertel ist für die Statistiker nur die engere Platzumgebung; die Parkplaketten verfahren auch hier mit den Einzugsgebieten deutlich großzügiger. Aber auch ein Musikantenviertel kennt kein Mensch. Umso weniger kann sich ein entsprechendes Zugehörigkeitsgefühl entwickeln. Daher beziehen Veedel-Events wie „Le Bloc“, „Chic Belgique“ oder „Le Tour Belgique“ den Südblock regelmäßig mit ein.

Flanierterrasse für alle: Der Aachener Weiher

Im Westen hat die Stadt zwei Mikroviertel ausgewiesen: „Colonius“ um den Westbahnhof herum und „Aachener Weiher“, das nur aus zehn Häusern am Grüngürtel besteht. Man hätte sie genausogut „Garten“ und „Terrasse des Belgischen Viertels“ nennen können – hier befindet sich der Erholungsraum, der von den Anwohnern gerade im Sommer intensiv genutzt wird. Dahinter beginnen Ehrenfeld und Lindenthal, da sind sich alle ausnahmsweise einig. Im Osten ist der Rand des Belgischen Viertels klar ausgeprägt, denn der Übergang zur City ist durch den Ring vorgegeben. Dass die Stadt ihn dem Viertel zuschlägt, ist – wieder einmal – reine Verwaltungssache.

 

 

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Eine Antwort auf Wie groß ist das Belgische Viertel? Teil 3

  1. "Belgier" sagt:

    Ziemlich gute Arbeit. Die FDP hatte sich zwischen 2009 und 2012 auch (ausgiebiger) mit der Thematik beschäftigt. Und auch einige weitere (offizielle, behördliche) Quellen zurate gezogen. Das Ergebnis der (Groß-) Begrenzung ist das gleiche: https://politik-bei-uns.de/paper/54a1fa0b1ae6a019fe28c3cb
    So richtig einfach ist die Frage ja in der Tat nicht, da die Viertel in der Neustadt ja nicht generisch gewachsen sind, sondern die Neustadt ja eher „am Reißbrett entworfen“ wurde.

    Interessant finde ich aber auch den Aspekt der Straßenverläufe. Schaut man sich diese – besonders in Richtung Süden – an, ergibt sich folgendes Bild:
    – Die Hauptverbindungsachse Brüsseler Str. endet (bzw. nach der Nummerierung beginnt) im Süden wie bezeichnet an der Lindenstr.
    – Die östlich parallel verlaufende Brabanter Str. endet unter dieser Bezeichnung zwar an der Aachener Str., wird aber südlich über den früheren Willy-Millowitsch-Platz in der Engelbertstr. fortgesetzt. (Wobei die Engelbert- die begrenzende Lindenstr. überquert und fast durchs gesamte Kwartier Latäng/Rathenau führt.)
    – Die Flandrische Str. wiederum findet südlich der Aachener Str. in der Händelstr. ihre Fortsetzung. (Diese endet dann auch in der Lindenstr.)

    Randnotiz: Die Hotelkette Hopper verortet ihr „Hotel et cetera“, das an der Brüsseler südlich der Richard-Wagner-Str. liegt, im Belgischen Viertel. Wenn ich mich recht erinnere, hieß es bis vor ein, zwei Jahren sogar noch „Hopper Hotel Belgisches Viertel“, kann dafür aber leider keine Belege finden.

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