Das Geheimnis des Gärtnerns in der City

Geranien am Fernsehturm: dörflicher ist die City nirgendwo.

Es sind die zentralsten Schrebergärten von Köln: Entlang der Bahnstrecke liegen direkt am Grüngürtel über hundert Parzellen, die von Paaren und Familien aus dem Veedel liebevoll beackert werden. Wer sich keinen eigenen Garten im Belgischen Viertel leisten kann (und das kann wirklich fast niemand), schafft sich hier sein Gärtnerglück für wenige hundert Euro im Jahr. Die Warteliste ist lang – aber an der Schmalbeinstraße entstehen gerade über 40 neue Gärten auf einen Schlag. Knapp 300 Quadratmeter misst ein Grundstück im Schnitt – genug Platz für Rasen, Obstbäume, Beete und vor allem ein Häuschen mit Grill, Bierkühlschrank und Sofa. Spießig? Eher eine bunte und etwas geheimnisvolle Gegenwelt zu vermüllten Liegewiesen und überteuerten Biergärten.

Mit Blick auf den belgischen Dom: Schrebergärten im Sommer.

Zwei Vereine bewirtschaften die Kleingartenzone: Colonius und Köln-City. Spricht man Frank Kadow, den Vorsitzenden der City-Gärtner, auf spießige Schrebergärten an, winkt er milde ab. „Manche stellen sich das so vor, dass in den Gärten ein strenges Regiment und ständige Kontrolle herrscht. Das ist natürlich Quatsch. Hier verbringen Leute ihre Freizeit und dementsprechend sind sie meistens nett und hilfsbereit.“ Von 140 Mitgliedern haben derzeit 80 einen Garten, der Rest wartet, seit bis zu fünf Jahren. Gerade junge Familien mit Kindern ziehe es immer häufiger in den Schrebergarten, erklärt Kadow. Da sei die Räumung der Schmalbeinstraße für neue Gärten für viele eine Erleichterung.

Das kommt auch noch weg: Die letzten Schuppen am Bahndamm

Das Gärtnern hat sich mit der Zeit komplett geändert. Prägten nach dem Krieg noch große Gemüsebeete zur Selbstversorgung und Behelfsheime das Bild, in denen nicht selten ausgebombte Familien wohnten, ist heute der Freizeitwert entscheidend. Auch wenn noch immer ein Viertel der Fläche für Obst und Gemüse reserviert sein muss, fallen einem vor allem die Rasen, Terrassen und Blumenrabatten ins Auge. Für viele ist dies der Garten zur Wohnung, in dem die Kinder schaukeln und Regenwürmer ausgraben, während die Eltern mit freudiger Hingabe Unkraut jäten oder sich mit dem Nachbarn einen selbst Aufgesetzten hinter die Binde kippen. Im Sommer wird reichlich gegrillt und gefeiert.

Wenn es dunkel wird, zeigt sich, was ein Garten auch ist: ein stilles Rückzugsgebiet für alle, denen es gelegentlich zu Hause zu eng wird. Häufig quietschen noch spätabends die Gartentore, wenn Familienväter sich herbegeben, um in Ruhe fernzusehen oder mit vollem Pächterstolz im Gartenhäuschen auf dem Feldbett übernachten. Die sich mit einem Bier oder für einen Schwatz auf die Veranda setzen und, mit einem Rest urzeitlichem Siedler- und Ernährergeist, die Beete vor Kaninchen und das Häuschen vor Einbrechern schützen. Denn das sind Probleme, die es auch im Paradies gibt.

 

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Eine Antwort auf Das Geheimnis des Gärtnerns in der City

  1. Tina Nolte und Mirko Dzewas sagt:

    Sehr geehrte Damen und Herren, wir sind eine kleine Familie aus Köln und wohnen zwischen dem Belgischen Viertel und dem Rathenowplatz. Wir (Lehrerin/ RTL-Redakteur) leben seit nunmehr 11 Jahren in Köln und lieben unser Veedel. Vor langer Zeit schon haben wir die Schrebergartenanlage entlang der Bahngleise im Belgischen Viertel entdeckt und haben seit jeher den Wunsch genau dort ein kleines, grünes Plätzchen zu finden. Nun, wo wir seit etwas über einem Jahr unseren Sohn Emil haben, wird der Wunsch umso größer :o). Wir würden uns sehr freuen, wenn wir die Möglichkeit bekommen einen solchen Platz zu übernehmen. Jedoch haben wir schon gehört, dass die Wartelisten recht lang sind. Wir würden uns umso mehr über eine Nachricht von Ihnen freuen. Uns erreichen Sie jederzeit mobil unter 01634564308 oder per email über mirko.dzewas@rtl.de und tinanolte@gmx.de (Postanschrift Lindenstr. 75, 50674 Köln) Liebe Grüße, Mirko Dzewas

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