Das ist selten: Eine Galerie, in die man spontan hineingehen möchte. Warum eigentlich? Mela Chu, selbst Künstlerin, hat es geschafft, sämtliche Barrieren einzureißen und die Kundschaft spontan in ihre Mischung aus Galerie, Buchladen und Concept Store zu locken. Herrlich unaufgeregt und unaufgeräumt präsentieren sich die Grafiken und Miniaturen, auf Pizzakartons gestapelt oder an die Wand gehängt. Dazwischen Marmeladengläser und Flaschen mit Holundersirup, Schmuck, Bildbände und seltene Comics. Schon die Eröffnung Ende August ging ungewöhnliche Wege: Die ausgestellten Künstler baten zu einer gemeinsamen Videoperformance mit fröhlichem Umtrunk. Seither hat sich die Galerie Chu schnell zu einer gut besuchten Adresse entwickelt.
In den Räumen eines ehemaligen Copyshop hat Mela Chu radikal Platz gemacht. Sie selbst hat sich nur einen Klapptisch im Vorderraum zugestanden – ideal, um mit Besuchern gleich in Kontakt zu kommen und die Exponate zu erklären. So gestaltet sie etwa die bedruckten T-Shirts selbst, und zwar anhand alter Siebdruckschablonen, über die sie schichtweise Farbe auf den Stoff aufträgt. Damit entstehen echte Unikate, die sich praktisch jeder leisten kann. Auch die Marmelade ist hausgemacht – und verkauft sich offenbar gut. Im hinteren Teil des Ladens, der früher als Büro diente, sind neben der Bilderausstellung auch Bücherregale aufgebaut, die unter anderem eine ungeahnte Auswahl für Fans von Robert Crumb oder Barbapapa bieten.
So haben die ausgestellten Kunstwerke – Grafiken, Collagen, Mischtechnik, kleinere Skulpturen – einen günstigen Rahmen, um zu wirken: Nicht, indem ihnen viel leere Wandfläche zugestanden wird, sondern durch die für eine Galerie ungewöhnlich familiäre Atmosphäre.