Wer macht die besten Brötchen im Veedel?

Frühstück! Wer schneidet am besten ab?

Wer morgens Hunger hat, muss nicht weit laufen im Belgischen Viertel. Ein rundes Dutzend Bäckereien gibt es hier, manche gleich mehrfach, oft liegen sie dicht nebeneinander. Alleine zwischen Brüsseler Platz und Aachener Straße drängen sich gleich vier Bäcker. Bei diesem Angebot liegt es nahe, diese einmal einem Test zu unterziehen: Wie gut bekommen sie das klassische deutsche Brötchen hin, das unverzichtbare Kernstück jedes guten Frühstücks? Zehn Brötchen von verschiedenen Bäckern wurden verkostet, einmal mit Marmelade, einmal mit Käse.

Zum Ergebnis gleich vorweg: Man schmeckt, fühlt und riecht deutliche Unterschiede. Die Teuersten sind nicht immer die Besten – und ein Bio-Spruch auf der Tüte rettet nicht unbedingt den Geschmack. Was aber immer ein gutes Zeichen ist: Wenn in der kalten Spätherbstluft ein verführerischer Duft aus dem Laden zieht.

Aus der Südhälfte des Veedels: Heinemann, Becher, Oebel, Probst und Wolf

So geschehen auf der Brüsseler Straße: Wer sich der Bäckerei Probst nähert, riecht schon auf Anhieb die frischen Brötchen. In der Tat präsentieren sie sich formschön, mit perfekter Kruste, Substanz und guter Konsistenz. Innen sind sie etwas dunkler als die anderen Brötchen, das Mehl macht wohl den Unterschied. Im Geschmack dann eine leichte Ofennote. Höchsten Respekt vor dieser Glanzleistung, Probst fährt den Testsieg ein.

Enttäuschung dagegen im Bio-Supermarkt basic auf der Venloer Straße: Die Brötchen liegen nicht einmal hinter der Theke, man muss sie mit der Zange angeln und in Plastik mitnehmen. Alle anderen spendieren Papiertüten. Geschmacklich ist eine angenehme Getreidenote spürbar, aber die Konsistenz ist unbefriedigend: bissfest ohne zu knuspern, das ist an der Grenze zum laschen Batzen. Um die Ecke im Rewe-Markt hat Voosen eine Filiale. Helle, nahezu geruchlose und leicht pappige Brötchen mit wenig Textur machen auch bei günstigen 26 Cent nicht gerade Lust auf mehr. Auch das „Brothüsje“ von der Bäckerei Wolf auf der Aachener Straße verkauft keine Gourmetware: Sehr helle, glatte Luftkissen mit wenig Geschmack und biegsamer Kruste kosten dort sogar 30 Cent.

Aus der Nordhälfte des Veedels: Glocken, Voosen, Kamps, Merzenich und basic

Deutlich besser macht es Platzhirsch Merzenich am Ring: Seine Brötchen genießen nur einen mittelmäßigen Ruf, sind aber knusprig (wenn auch krümelig) und riechen so gut wie sie schmecken. Eine echte Überraschung. Die für 40 Cent erhältlichen „Handbrötchen“ sind sogar exzellent – fallen aber nicht in den Test, da Luxusware. Nebenan bei Heinemann sind die Brötchen bereits von der Zeitschrift „Feinschmecker“ prämiert worden. Zu Recht, wie auch diesmal wieder festzustellen ist. Weit aufgegangen, ohne dabei laff zu werden, mit lockerem, aber stabilem Innenleben und gutem Geschmack. Da macht das Frühstück Spaß: Platz 2. Oebel, im Viertel zwei Mal präsent, fällt etwas ab. Leicht süßlicher Geruch und etwas zu fader Geschmack stehen im Kontrast zur geradezu krachenden, dünnen Kruste, die das Hereinbeißen in der Tat zu einem großen Vergnügen werden lässt.

So sieht ein Frühstückstest aus. Harte Arbeit...

Direkt nebeneinander an der Bismarckstraße liegen Kamps und die Glocken-Bäckerei im Rewe. Den Vergleich entscheidet Glocken für sich: Glänzende, große, knisternde Brötchen mit weichem, luftigen Inneren geben einen sehr angenehmen Geschmack frei: das reicht für den dritten Platz auf dem Treppchen. Kamps-Brötchen sind zwar knusprig, krümeln aber sehr und riechen nach nichts. Erstaunlicherweise schmeckt man trotzdem eine leichte Röstnote heraus. Gutes Mittelfeld.

Einen Exoten unter den Brötchen bietet die Traditionsbäckerei Becher am Brüsseler Platz an: dunkler Teig, eine feste Konsistenz und Mehlspuren auf der Kruste erinnern eher an ein Brot als an ein Brötchen. So ist auch der Biss sehr fest und leicht krümelig. Die Mehlnote aber reißt alles wieder heraus: Ein herb-getreidiges Aroma macht diese Brötchen, besonders wenn sie herzhaft belegt sind, zu einem echten Kennertipp. Sonderpreis der Ein-Mann-Jury, die sich nun wieder auf Graubrot freut.

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